2. Röhre bringt Mehrverkehr in die Region

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Ein zweiter Strassentunnel am Gotthard verursacht mehr Lastwagenverkehr in der Region Basel und verschlingt unnötig viele Milliarden Bundesmittel, die dringend für Infrastrukturen in der Region gebraucht werden. 17 Organisationen und Parteien aus Basel-Stadt und -Land wehren sich gegen diese Mehrbelastung und gegen die Verschwendung von Steuermilliarden. Das NEIN- Komitee beider Basel will eine sichere Sanierung des bestehenden Strassentunnels ohne Verfassungsbruch und somit mittels Lastwagen- und Autoverlad auf die Schiene.

Ein zweiter Strassentunnel macht die Gotthardroute zur kürzesten vierspurigen Strassenverbindung zwischen Nord- und Südeuropa. Das lenkt massiv mehr Transit-Lastwagen auf die A2 und damit auch in die Region Basel. «Wir hätten in Kürze eine unhaltbare Situation wie heute am österreichischen Brenner», warnt Tonja Zürcher, Co-Präsidentin der BastA! Die 2. Röhre schadet damit Gesundheit, Klima und Umwelt. Harald Friedl, Vize-Präsident der Grünen BS erinnert an die dringenden Verpflichtungen aus der Klimakonferenz in Paris, denen eine 2. Strassenröhre diametral entgegensteht: «Die Schweiz investiert massiv in ein Verkehrssystem, das den Verbrauch fossiler Energien weiter anheizt, als ob uns das Weltklima nichts anginge.» Anna Ott vom jungen grünen bündnis sieht darin «eine Sabotage der in der Verfassung festgeschriebenen Verlagerungspolitik». 

Sanieren mit Verladen

Die Sanierungs-Variante ohne 2. Röhre sondern mit Bahnverlad spart 3 Milliarden Franken und ist schneller fertig. Die Sanierung erfolgt in den Wintermonaten. Die PWs werden mit einem Autoverlad Göschenen – Airolo befördert. Während des Ferienverkehrs im Sommer bleibt der Tunnel offen. Für die Transitlastwagen wird die sogenannte Lang-Rola (Rollende Landstrasse) zwischen Basel und Chiasso eingerichtet, die auch nach der Tunnelsanierung das Verlagerungsziel «Güter auf die Schiene» unterstützt. Ein Video1 zur Verladelösung zeigt: Die Lang-Rola entlastet die Region Basel deutlich und dauernd vom Transitschwerverkehr. Lastwagen im Binnen- sowie im Import/Export- Verkehr, nutzen die Kurz-Rola zwischen Erstfeld (Rynächt) und Biasca. «Die Behauptung der Baselbieter Regierungsrätin Pegoraro, Lastwagen im Binnenverkehr müssten zum Verladen eine Schlaufe nach Basel fahren und würden so Mehrverkehr verursachen, ist unsinnig», sagt Maya Graf, Nationalrätin Grüne BL. 

Verzicht auf 2. Röhre ohne Sicherheitsverlust

Ein richtungsgetrennter Verkehr am Gotthard wäre frühestens nach 2035 möglich. «Bis dahin stellt die Fahrzeugtechnologie längst sicher, dass keine Frontalkollisionen mehr passieren» macht David Wüest-Rudin, Präsident GLP BS und Co-Präsident des Komitee klar. Die 3 Milliarden für Bau und Unterhalt einer 2. Röhre wären verschwendete Steuergelder. Auch Beat Jans, Nationalrat SP BS entlarvt das Scheinargument der Röhren-Befürworter: «Wem es um Sicherheit geht, will sicher nicht 20 Jahre darauf warten. Der Bahnverlad ist die sicherste Sanierungslösung, denn ein LKW auf Schienen baut keinen Unfall.» Der Mehrverkehr durch eine 2. Röhre würde hingegen das Unfallrisiko auf der ganzen Nord-Süd-Achse noch verschärfen. 

Giftkorridor durchs Baselbiet

Ein bisher wenig beachteter Aspekt führt Elisabeth Augstburger, Landrätin EVP aus: «Mit dem Bau einer 2. Röhre würde das Baselbiet zu einem Giftkorridor.» Heute dürfen Gifttransporte nicht per LKW durch den Gotthard. Sie müssen auf die Bahn oder aber auf der Strasse z.B. über den Brenner. Anders bei einem richtungsgetrennten Tunnel: Dann gäbe es auch aus technischer Sicht keinen Grund mehr, Gefahrgut auf die Schiene zu zwingen. Die Schweiz würde den Brenner als Strassenkorridor für Gefahrgut ablösen. Nach dem Bau einer 2. Röhre, stünde zudem auch einer Zulassung von 60-Tönnern auf den Schweizer Transitstrecken nicht mehr viel im Wege. 

Handlungsbedarf in den Agglomerationen

Die wirklichen Verkehrsprobleme der Schweiz sind nicht die paar jährlichen Ferienstaus am Gotthard, sondern die tägliche Verkehrsbelastung in den Agglomerationen. Ständerat Claude Janiak (SP BL) nennt konkrete Zahlen: «Der durchschnittliche Tagesverkehr am Gotthard beträgt 17 400 Fahrzeuge. In Muttenz (Hagnau) sind es mit 130 900 acht Mal mehr». Der Bund finanziert im Rahmen der Agglomerationsprogramme regionale Projekte namhaft mit, die den Agglomerationsverkehr verträglicher machen. Der Bau einer 2. Röhre plündert aber den entsprechenden ‹Strassentopf›. 

Rechtliches Konfliktpotenzial

Der Jurist Janiak kommt abschliessend noch auf den rechtlichen Aspekt einer 2. Röhre zu sprechen: «Ernsthaft glaubt niemand, dass es ausreicht, in einem Gesetzesartikel festzuschreiben, dass eine zweite Tunnelröhre gebaut werden kann, dass die Kapazität des Tunnels aber nicht erweitert und dass pro Röhre nur eine Fahrspur betrieben werden darf». Es brauche eine Verfassungsänderung und Anpassungen beim Landverkehrsabkommen mit der EU. Ansonsten werde die EU die Öffnung zusätzlicher Spuren erzwingen können. «An dieser zukünftigen Möglichkeit ändert auch der Brief der EU-Kommission an Bundesrätin Leuthard nichts. Ein Brief ist ein Brief», zeigt sich Janiak unbeeindruckt. 

Weitere Informationen:

David Wüest-Rudin, Grossrat und Präsident GLP BS, 079 448 12 44

Tonja Zürcher, Co-Präsidentin BastA!, 078 842 43 49

Martin Rüegg, Landrat SP BL, 079 357 69 27

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