Festhalten an Bisherigem ohne Zukunftsperspektive: Anti-Stau-Massnahmen zielen in falsche Richtung

Baselbiet flickt schlechtes Verkehrssystem mit teuren Strassenausbauten.

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Liestal

Der gestern publizierte Baselbieter Verkehrsfluss-Bericht prognostiziert ein deutliches Verkehrswachstum auf fast allen National- und Kantonsstrassen des Kantons. Statt Lösungen aufzuzeigen, wie die Zunahme des umwelt- und gesundheitsschädlichen Autoverkehrs gebremst und dem Ressourcenverbrauch endlich Einhalt geboten werden kann, fordert der Bericht Strassenausbauten. Damit werden die Probleme nicht gelöst, sondern in die Zukunft verschoben.

In den letzten zwanzig Jahren ist der Motorisierungsgrad im Baselbiet von 59,1 auf 66,3 Autos pro 100 Einwohner*innen gestiegen – sprich: pro hundert Personen sind sieben Autos mehr unterwegs. Dies ist eine direkte Folge einer Verkehrspolitik, die das Auto ins Zentrum stellt: Wer Strassen säht, wird (Auto-) Verkehr ernten. Der Verkehrsfluss-Bericht schlägt weitere Ausbauten des Strassennetzes vor — ein untaugliches Mittel zur Reduktion der Verkehrsbelastung. Vielmehr müssen griffige Massnahmen zur Förderung ökologischer Verkehrsformen und zur Reduktion des Autoverkehrs getroffen werden.

Vier konkrete Vorschläge zur Stauprävention

Erstens: Attraktiver öffentlicher Verkehr. Der Bericht konstatiert, dass bei der Nachfrage eine starke Wechselwirkung zwischen ÖV und Autoverkehr besteht. Wenn der ÖV attraktiv ist, besteht also ein grosser Anreiz, das Auto zuhause zu lassen (oder erst gar keines zu besitzen). Der VCS beider Basel unterstützt deshalb die Initiative «ÖV für alle», welche eine umfassende Subventionierung des U-Abos für Baselbieter*innen fordert. Das U-Abo wurde in den letzten Jahren mehrfach verteuert. Es erstaunt also nicht, dass immer weniger eines lösen.

Zweitens: Velorouten auf wichtigen Pendler*innen-Strecken durchgängig ausbauen. Viele sind bereit auf das (E-) Velo umzusteigen, wenn sie sich denn sicher fühlen können. Dafür braucht es Investitionen in die Veloinfrastuktur.

Drittens: Heimarbeit ermöglichen und fördern. Arbeiten Büroangestellte nur einen Tag pro Woche von zu Hause aus, so können sie ihre Arbeitswege um bis zu einem Fünftel reduzieren. Firmen sollten dieses Angebot auch für Teilzeitangestellte ermöglichen. Die Coronakrise hat gezeigt, dass das geht und viele dies begrüssen.

Viertens: Autos besser auslasten. Während es in S-Bahnen, Trams und Bussen zu Stosszeiten eng wird, beträgt die durchschnittliche Auslastung eines Autos auf dem Arbeitsweg 1,1 Personen. Ausserdem steht das durchschnittliche Auto 23 Stunden am Tag still. Es müssen dringend Anreize geschaffen werden, solche Ineffizienzen zu vermeiden und die Auslastung zu verbessern. Wenn in jedem Auto zwei Personen sässen, wären zu Stosszeiten fast nur noch gut halb so viele Autos unterwegs.

«Das Baselbiet hält eisern an einer veralteten und kontraproduktiven Strategie zur Bekämpfung von Staus fest. Gleichzeitig gibt es in Stadtnähe höchstens noch leichte Zunahmen. Auf diesen positiven Entwicklungen müssen wir aufbauen», sagt Florian Schreier, Geschäftsführer des VCS beider Basel.

— VCS beider Basel

Dominik Beeler, Co-Präsident, Liestal, 079 728 95 52, dominik.beeler@hotmail.com

 

Florian Schreier, Geschäftsführer VCS beider Basel, 061 311 11 77, 076 581 10 83, florian.schreier@vcs-blbs.ch

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