Mit der 2. Röhre würde der Gotthard zur kürzesten vierspurigen Strassenverbindung zwischen Nord- und Südeuropa. «Es bestehen keine Zweifel, dass diese Route durch den internationalen Transitverkehr vermehrt genutzt würde», sagt Caroline Beglinger, Co-Präsidentin Verein «Nein zur 2. Gotthardröhre» und Co-Geschäftsleiterin des VCS. «Eine Zunahme auf 2 Millionen Lastwagen hätte logischerweise enorme Auswirkungen auf die Verkehrssituation.» Der ETH Spin-off Senozon hat genau dies untersucht.
Michael Balmer ist CEO der Firma Senozon: «Mit unserem Mobilitätsmodell können wir detaillierte Analysen verschiedenster Verkehrsszenarien ausführen. Wir integrieren statische Daten in unsere Simulationen und können so präzise Aussagen zu den Auswirkungen von Veränderungen, zum Beispiel der Infrastruktur, auf die Verkehrssituation machen.»
In der Region Zürich gibt es wegen der 2. Röhre kein Durchkommen mehr: Die zusätzlichen Lastwagen sorgen für eine Ausweitung der Stauspitzen. Zu keiner Tageszeit kommt man auf der Westumfahrung am Stau vorbei. Jon Pult, Co-Präsident Verein «Nein zur 2. Gotthardröhre» und Präsident Alpen-Initiative sagt: «Das Geld, um die Situation allenfalls zu verbessern, fehlt, weil 4 Milliarden sinnlos in die 2. Röhre investiert wurden.»
Eine Überraschung bietet die Untersuchung für den San Bernardino und den Simplon. Weil es oft kein Durchkommen bis zum Gotthard mehr gibt, nimmt die Zahl der Lastwagen im Wallis und Graubünden überdeutlich zu. Sie werden sich wegen der 2. Röhre sogar mehr als verdoppeln!
Am stärksten wirkt sich eine 2. Röhre auf den Grossraum Luzern aus. Das Modell berechnet, das jeder Pendler wegen den Transitlastwagen jeden Tag noch länger unterwegs ist – zusätzlich zur schon heute enormen Verkehrsbelastung. «Jedes Jahr verursacht alleine der Transitverkehr Millionen Franken Kosten, weil die Leute von Stans, Altdorf, Emmen usw. zu spät zur Arbeit kommen oder Anlieferungen blockiert werden.» sagt Jon Pult. «Dabei liegt die Lösung auf der Hand: Verlagert man den Transitverkehr auf die Schienen, statt sinnlose Strassenröhren zu bauen, profitiert das ganze Land.»